
Am Anfang braucht man ein bisschen Kraft, wenn man sich auf den Rehberger-Weg „24 Stops“ macht. Und dann auch ein wenig Mut. Aber dazu später mehr.
Kunst trifft Natur
Ganz schön bunt, was da zwischen dem Werksgelände der Firma Vitra in Weil am Rhein und der Fondation Beyeler im schweizerischen Riehen immer wieder zwischen Bäumen und Reben steht. Müllhäuschen, Straßenlaterne, Brunnen, Nistkasten. Alles Dinge, die zu unserem Alltag gehören. Und auch wieder nicht. Zumindest nicht in dieser Art und Weise. Müllhäuschen, Straßenlaterne, Brunnen und Nistkasten sind Kunstwerke, die Tobias Rehberger für diesen grenzüberschreitenden Weg geschaffen hat. Und dazu gehören noch einige farbenfrohe Werke mehr wie die Stangen auf dem Bild rechts, die den Verner-Panton-Weg begleiten.

Was will ein Kunst-Weg mitten in der Natur?
Neugierig machen. Sowohl jene Menschen, in deren Alltag Kunst keine große Rolle spielt, als auch jene, die sich auskennen. Der Rehberger-Weg ist eines von 40 Projekten der Internationalen Bauausstellung IBA Basel 2020, die von 2010 bis 2021 dem trinationalen Raum Basel neue Impulse geben sollte. Es war die erste IBA, die Grenzen überschritt. Politische Grenzen, denn im Dreiländereck fühlen sich Schweizer, Franzosen und Deutsche zusammengehörig. Die „24 Stops“ zeigen die kulturelle Verbundenheit, zumindest zwischen der Schweiz und Deutschland, und greifen Themen wie Natur, Kultur, Landwirtschaft, Kunst, Architektur und Design auf.

Singen oder nicht singen?
Und nun zur Kraft, die man braucht. Gleich, ob man den Weg in Riehen bei der Fondation Beyeler beginnt oder beim Vitra Campus in Weil, eine große himmelblaue Glocke markiert den Start -oder eben das Ende- und will geläutet werden. Ich habe das tatsächlich nur mit Unterstützung geschafft, aber vielleicht gibt es ja auch einen Kniff, den ich nicht rausgekriegt habe… Wir sind den Weg von Vitra aus gegangen und da kam dann auch gleich die Aufgabe, die ein wenig Mut brauchte bei dem einen oder anderen: „Erinnere Dich an ein Lied aus der Kindergartenzeit oder an ein Wanderlied und singe es laut für eine Minute.“ Okay. Eine Minute kann ganz schön lang sein. Und wo ist nur der Text von all den Kindergartenliedern geblieben?

Begleitet von der App „24 Stops“
Da die Aufgabe zu singen bei den fünf Vogelhäusern gestellt wird, bieten sich die einschlägigen Lieder wie das von der Vogelhochzeit an. Das Smartphone hilft weiter. Nicht nur beim Text. Mit der App „24 Stops“ erfährt man zu jedem der Kunstwerke mehr als das, was man sieht, und kann sich Interviews anhören. Zum Beispiel mit Rolf Fehlbaum, dem langjährigen Geschäftsführer bei Vitra und Mitinitiator des Weges, Künstler Tobias Rehberger, Winzerin Susi Engler, Biologe Michael Zemp und Theodora Vischer, Kuratorin bei der Fondation Beyeler. Orte, an denen man diesen Experten mit Weitsicht zuhören kann, gibt es einige auf dem etwa fünf Kilometer langen Weg.
Aktivitäten für jeden Weg
Die Aktivitäten, die die App immer wieder vorschlägt, machen richtig Spaß, nicht nur auf dem Rehberger-Weg. Das kann man auf jedem Weg machen: Eine Minute lang einen Baum umarmen, die Rinde spüren, am Stamm entlang in die Krone schauen. Oder eine Minute lang in den Himmel schauen, Wolken, Vögel und Flugzeuge beobachten. Die Augen schließen und eine Minute barfuß über den Weg gehen. Mindestens fünf verschiedene Blätter und Blüten sammeln. Für eine Minute die Augen schließen und einfach nur zuhören. Probiert es aus. Kann ja auch länger als eine Minute sein.

Gut zu wissen
Der Rehberger-Weg ist das ganze Jahr über begehbar. An Tagen mit klarer Sicht ist er besonders schön.
Die kostenlose App „24 Stops“ mit Infos, Interviews und Vorschlägen für Aktivitäten gibt es im App Store und bei Google Play.
Die Wegmarken sind aber auch auf der Homepage von „24 Stops“ beschrieben.
Während der Sommermonate starten in der Regel am letzten Sonntag eines Monats begleitete Spaziergänge, abwechselnd bei der Fondation Beyeler und bei Vitra. Zusätzlich werden Experten-Führungen auf dem Rehberger-Weg angeboten, manchmal mit Weinprobe. Mehr Infos hier.